Lange Zeit bewarben Banken und Finanzdienstleister geschlossene Schiffsfonds als sichere Geldanlage. Und lange Zeit hielten Schiffsfonds dieses Versprechen. Nicht zuletzt aufgrund der weltweiten Finanzkrise steckt der Markt mit Schiffsfonds in einer tiefen Krise. Experten befürchten sogar, der Schaden werde weit größer als bei der Lehman-Pleite.
In einer Branche, die im Jahr 2008 noch rosige Zeiten erlebte, herrscht nun Tristesse. Die negative Entwicklung der europäischen und nordamerikanischen Konjunktur wurde ihr offenbar zum Verhängnis. Denn die Schiffe haben hauptsächlich Waren aus den produzierenden Emerging-Market-Ländern in die Industristaaten transportiert. Aufgrund fehlender Nachfrage sinken nun schon seit langem die Frachtraten. Überkapazitäten und hohe Betriebskosten durch den gestiegenen Schiffsdieselpreis treiben viele Schiffsfonds seit geraumer Zeit an den Rand der Insolvenz. Düstere Aussichten für eine Branche, die schon heute kaum mehr ihre Betriebskosten einfährt.
Doch aus Insiderkreisen ist zu vernehmen, dass es noch schlimmer kommen soll. Da nahezu alle Schiffsfonds mit einem hohem Fremdkapitalanteil über Banken finanziert sind, haben diese Banken ein hohes Risiko in ihren Büchern stehen. Dieses Risiko soll jetzt auf Kosten der Anleger reduziert werden. Da die Bankenbranche aus Sicht der Politik systemische Relevanz hat, wird sie in ihrem Vorhaben gestützt. So sei geplant, die auslaufenden Finanzierungen von Schiffsbeteiligungen nicht zu verlängern, um das Zugriffsrecht auf die Schiffe zu erlangen. Ähnlich wie bei einer Zwangsversteigerung einer Immobilie, sollen hier zusätzliche Erträge erzielt werden, um die Verluste aus den notleidenden Schiffsbeteiligungen auszugleichen und den Anteil der ungeliebten Schiffsfondsfinanzierungen im Kreditportfolio zu verringern. Aufgrund des hohen Stahlpreises ist für die Banken selbst bei einer Verschrottung noch mit hohen Kapitalrückflüssen zu rechnen.
Auch wirtschaftlich gesunde Schiffsfonds laufen somit nun Gefahr einen hohen Verlust, gegebenenfalls sogar Totalverlust zu erleiden. Angeblich soll es unter den Banken sogar Absprachen geben, dass auch bei anderen Instituten keine Refinanzierung zugesagt wird, um dieses Ziel durchzusetzen. Der Gedanke dahinter ist eindeutig. Wenn keine Anschlussfinanzierung zustande kommt, hat die Bank das Recht das Sicherheitsobjekt zu verwerten und somit zumindest eine schwarze Null einzufahren. Die HSH und die Commerzbank haben sich bereits aus dem Schifffahrtsmarkt zurückgezogen. Jetzt stellt sich die Frage, inwieweit auch die anderen Banken hier die Reißleine ziehen und somit einer ganzen Branche den Todesstoß versetzen. Tatsächlich sind nur ca. 80 der insgesamt 2200 Schiffsbeteiligungen notleidend. Damit ist davon auszugehen, dass die meisten Schiffsfonds zumindest die offenen Finanzierungssalden ausgleichen würden. Die Banken würden also mit einem blauen Auge davonkommen und hätten ihre Portfolios bereinigt.